Sehenswürdigkeiten der jüdischen Kultur

Im Jahr 1939 zählte Tarnów 56 000 Einwohner, wovon ungefär 25 000 Juden waren (45% der Stadtbevölkerung) und Tarnów war die vierte Stadt im frühen Galizien, was die Anzahl der jüdischen Bevölkerung betraf (nach Lwów, Kraków und Stanisławów) und die erste unter den großen Städten im Hinblick auf den prozentualen Anteil. In der Stadt gibt es viele Denkmäler, die mit der jüdischen Kultur verknüpft sind. Der östliche Teil des Vorkriegs- Tarnów wurde hauptsächlich durch die jüdische Bevölkerung bewohnt. Es lohnt sich durch die Judenstraße (Żydowska- Straße) zu spazieren- ausgehend vom östlichen Teil des Marktplatzes, welcher zusammen mit der parallel verlaufenden Wechslerstraße (Wekslarska- Straße) den ältesten Teil des Viertels schuf, der von Juden bewohnt wurde.

Um gut die jüdische Kultur unserer Region kennen zu lernen, sollte man in die Vergangenheit zurückkehren. Die ersten jüdischen Siedler kamen in diese Gegend im Mittelalter, mit den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich eine tolerante Religion in Polen, so dass die jüdische Bevölkerung zunahm. Im Jahre 1939 nahm die jüdische Bevölkerung einen bedeutenden Prozentsatz der Einwohner ein. Viele von ihnen gehörten zur kulturellen und intelektuellen Elite (Anwälte, Ärzte, Musiker, Lehrer, Unternehmer). Eine bedutende Anzahl der Juden fand sich jedoch in Armut und bewohnten enge hölzerne Bauten auf Hinterhöfen.

Unsere Region war ein wesentliches religiöses Zentrum, mit mehreren Synagogen und dutzenden kleinen Gebetshäusern, die „sztil“ und „klojz“ genannt wurden. In den Städten der Region gab es auch jüdische Schulen, Druckereien, eine Kultur- und Sozialgesellschaft, so führte man auch ein reiches Gesellschaftsleben. Heute gibt es in unserem Gebiet so wenige Juden, dass es unmöglich ist ein Minian abzuhalten, da man dafür eine Ansammlung, die sich aus 10 erwachsenen Juden- männlichen Geschlechts (älter als 13 Jahre), die in der Synagoge Gebete aufsagen sollten, benötigt.

Auch wenn es Juden heute hier so gut wie nicht mehr gibt, existieren viele Materialien der Spuren der unbestrittenen Leistungen ihrer Existenz durch Jahrhunderte auf diesem Flecken Erde. Die Friedhöfe gehören dabei zu den zahlreichsten Denkmälern der jüdischen Kultur in unserem Gebiet. Abgesehen davon kann man auch Synagogen, Schulen, Badehäuser und auch Plätze, die mit Erinnerung an den Holocaust verbunden sind, finden. Die interessanteste Auswahl befindet sich im Bezirksmuseum in Tarnów, sowie in den Museen in Dąbrowa Tarnowska und in Bochnia. Beachtenswert sind auch die Synagoge, die sich in Dąbrowa Tarnowska befindet, sowie das letzte Gebetshaus, welches nach dem Tod des letzten frommen Juden als jüdisches Museum erhalten blieb.

Am 15. Oktober 1785 hat die Volkszählung nachgewiesen, dass die Juden drei Viertel der Gesamtbevölkerung innerhalb der Stadtmauer bilden. Sie erscheinen am Marktplatz 1791, nachdem Aron Garfunkel auf einer Versteigerung ein Haus nach dem Jacenty Majewski gekauft hatte, das damals die Nr. 58 trug und heutzutage die Nr.16. Auf einem 23 Jahre später angefertigtem Stadtplan, sind am Marktplatz solche Häuser zu sehen, die den Juden gehörten.

Der Besitzer des Hauses und des Landgutes am Marktplatz Nr.17 war Nathan Artzt, zum Berl Sax gehörte das Haus Nr. 11. Ein Teil des Gebäudes ohne Arkaden verblieb dem Joseph Staubenreich. In der zweiten Dekade des 19. Jh. ist eine langsame Expansion der jüdischen Ansiedlung Richtung des heutigen „Rybny- Platz“ (Fischmarkt), „Zakątna-Straße“ und des Marktplatzes bemerkbar. Die Mehrheit der armen Juden hat dicht in kleinen Hütten zusammengedrängt gewohnt, in dem ältesten jüdischen Quartier der Stadt, das „Żydowska- Straße“ (Judenstraße) und „Wekslarska- Straße“ (Wechselstraße) verschloss. Erst viele Jahre nachher fängt eine langsame Besiedlung durch Juden des östlichen Teils der Stadt an, des „Grabówka- Viertels“ und entlang der “ Lwowska-Straße“ . Das trägt zu einem beträchtlichen Zuwachs der jüdischen Bevölkerung bei, die auf 45% der Gesamtbevölkerung der Stadt stieg. Von 11. bis 19. Juni 1942 wurde der Tarnower Marktplatz zu einem Massenmörderplatz der Juden. Den Mord an den Juden hatten die Nazis ausgeübt im Rahmen der so genannten “ ersten Aktion“. Während diesen 9 Tagen sind auf dem Marktplatz ca. 3 Tausend Menschen ums Leben gekommen. In der nahe gelegenen “ Zbylitowska Góra“, im Wald „Buczyna“ hatten die Nazis 7 Tausend Menschen darunter einige hundert Kinder ermordet. Fast 10 Tausend der Tarnower wurden im Vernichtungslager im Belzec umgebracht.

 

Die Judenstraße

In östliche Richtung ausgehende Żydowska- Straße (Judenstraße) zusammen mit der parallelen Wekslarka- Straße (Wechslerstraße) bilden das älteste von Juden bewohnte Stadtviertel. Bis heute erhaltene Bürgerhäuser stammen aus dem 17. und 18. Jh. und stellen charakteristische für jüdische Bevölkerung Bebauung vor, mit kleinen Engpässen zwischen den Bürgerhäusern, schmalen Fluren und winzigen Höfen. Charakteristisch sind auch nie im westlichen Stadtteil gesehene schmale Frontwände.

Der Name der Judenstraße kommt wahrscheinlich von einem Ort, wo sich die Juden ab der Hälfte des 15. Jh. begannen, anzusiedeln. Dadurch dass die jüdische Bevölkerung eine Einwilligung nur für die Besiedlung des geringen Stadtquartiers bekam, war dazu gezwungen, eine eigenartige Art der Bebauung auszubilden. Vom Anfang des 19. Jh. begann der Prozess der Ansiedlung in „Grabówka- Viertel“ in dem östlichen Stadtteil. Vor dem Jahr 1939 bildeten die Juden fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung in Tarnów.

Vom 11. bis zum 19 Juni ist die „Żydowska – Straße“ (Judenstraße) ein Zeuge des Massenmordes an Juden geworden, ca. 3 Tausend Juden wurden von den Nazis auf dem Marktplatz umgebracht. Den Erinnerungen zufolge floss das jüdische Blut entlang den Straßen vom Marktplatz herunter. 1997 hat man in das Eckhaus in der Judenstraße eine Gedenktafel eingemauert, um dieses Ereignis denkwürdig zu machen. Unter der Tafel hat man ein Fragment des Marktplatzpflasters gelegt, das ein stummer Zeuge der Vergangenheit ist.

 

Die Bimah

Die Bimah (Hebräisch bedeutet eine Erhöhung) ist ein Teil der Synagoge, meistens in Podiumform, von der aus die Torafragmente und die prophetischen Bücher, während des Sabbats und jüdischen Festtagen vorgelesen werden. Das sind die Überreste nach der ältesten, gemauerten Tarnower Synagoge, die nach 1661 gebaut wurde. Ursprünglich stand an dieser Stelle wahrscheinlich ein Holzbau, der von vielen Bränden heimgesucht durch einen gemauerten Bau ersetzt wurde. Zwischen vier Säulen erhebt sich eine Decke mit einer von unten gesehenen Stuckdekoration. Sowohl die „Alte Synagoge“ als auch die anderen Bethäuser wurden von den Nazis am 9. November 1939 niedergebrannt. Die Brandstätte, die das Feuer nicht zerstörte, wurden einige Monate später abgebrochen. 1987 wurde die Bimah mit einem Dach bedeckt.
Seit 1996 bewirtet sie reichlich die Künstler, die während den von dem Verein für Pflege der Stadtdenkmäler der jüdischen Kultur organisierten „Gedenktagen der galizischen Juden“ auftreten.

 

Die Goldhammer-Straße

Ende des 19. Jh. blühte auf dieser Straße nicht nur das jüdische Leben. Diese Staraße wurde von dem Stadtrat zu Ehren der Person von Dr. Eliasz Goldhammer, des Anwalts und des Vizebürgermeisters in den Jahren 1906-11 genannt. Er hatte große Verdienste für die Tarnower Gesellschaft.
Die frühere „Zdrojowa- Straße“ wurde von dem Tarnower Stadtrat nach seinem Namen genannt. An der „Goldhammer- Straße“ befinden sich noch Gebäude, die von der Glanzzeit der ehemaligen Tarnower jüdischen Gesellschaft zeugen.
Unter der Nr. 1 befand sich im ersten Stock das letzte in der Stadt tätige Bethaus, das in seiner Obhut der letzte Tarnower Jude Abraham Ladner hatte. Nach seinem Tode ging die 550-jährige Geschichte von Polen und Juden zum Ende zu.
Unter der Nr. 3, im Stadtamtgebäude befand sich das im Jahre 1904 erbaute “ Soldinger- Hotel“ das eine Visitenkarte dieser Straße war. Während der Okkupationszeit wurde es in ein Hotel für deutsche Soldaten umgetauscht, die dort ihren Urlaub genossen. Nach dem Krieg war dieses Hotel wieder im Besitze von Juden, wo der Sitz der Glaubensgemeinde untergebracht war und wo auch das erste Bethaus erschaffen wurde.
Auf der anderen Seite der „Waryński- Straße“ unter der Nr.5 befindet sich das im Jahre 1890 im eklektischen Stil erbaute Gebäude der ehemaligen jüdischen Kreditgesellschaft. Im Gebäudeflur hat man 2 Gedenktafel zu Ehren von Herman Metz (dem Mitglied des Stadtrats, und dem Initiator des Gebäudes) und die zweite von dem schon erwähnten Eliasz Golhammer eingemauert. Auf der anderen Seite unter der Nr. 6 kann man die Inschriften in der jiddischen und polnischen Sprache sehen, die für die Restaurantspeisen werben.

 

Die Jubiläumssynagoge

An der Ecke der “ Nowa-Straße“ und “ Waryński- Straße“ gab es viele Institutionen, die für die jüdische Gemeinde von großer Bedeutung waren. Die „Nowa“ Straßenecke von der westlichen Seite wurde von dem “ kahału“ Gebäude, also von der israelischen Gemeinde in Tarnów eingenommen. Gleich daneben stand eine kleine Synagoge von Debora Menkes (Weksler), einer Wohltäterin der jüdischen Gemeinde und der Stifterin des jüdischen Hospitals. An der östlichen Ecke der Nowa- Straße, dort wo sie sich mit der “ Waryński- Straße“ kreuzte, stand ehemals eine der größten Tarnower Synagogen, die so genannte Neue Synagoge, oder Jubiläumssynagoge. Sie wurde fast 60 Jahre seit 1848 bis 1908 gebaut. Sie wurde am 18. August 1908 am Geburtstag von Franz Joseph zum Gebrauch übergeben, deshalb heißt sie Jubiläumssynagoge. Die originelle Form erweckte den Eindruck, dass die goldene Kuppel über die Stadt überragt. Für die Tarnower Juden war sie der höchste Stolz. Sie hat leider der Tarnower Bevölkerung nur 30 Jahre gedient. Am 9 November 1939 wurde sie wie auch die anderen Synagogen in Brand gesetzt. Die Synagoge brannte 3 Tage. Einige Monate später hatten die ausgebrannten Mauern einen mehrtägigen Widerstand gegen die Nazis geleistet. Dadurch hat man die Sprengung der Synagoge verhindert. Im September 1993 hat man auf Anregung von dem Verein für Pflege der Stadtdenkmäler der jüdischen Kultur eine Gedenktafel an dem Bürgerhaus errichtet, wo früher die Synagoge stand.

 

Das jüdische Badehaus und das Denkmal des Ersten Transports

Das Gebäude hat ein Tarnower Baumeister Franciszek Hackbeil entworfen, der zusammen mit dem Bauunternehmer Michal Mikoś eine Gesellschaft für den Bau des Badehauses auf dem damaligen “ Dożywocie- Platz“ gegründet. Der Bau im maurischen Stil wurde im Jahre 1904 zum Gebrauch überlassen.

In diesem Gebäude, am 13. Juni wurden 753 Menschen gefangen genommen. Am nächsten Morgen (am 14. Juni) wurden sie vor dem Badehaus, unweit der niedergebrannten Jubiläumssynagoge aufgestellt und in Begleitung von bewaffneten Gendarmen zum Bahnhof in Tarnów gebracht.
Der Zug wurde mit den Juden beladen und ins Konzentrationslager nach Auschwitz abtransportiert, wo es nur 728 gelangte. Die KZ- Häftlinge die so genannte „Tarnowiaki“ trugen im Lager die niedrigsten KZ- Nummer von 31 bis 753.

Nur 200 von ihnen haben Auschwitz überlebt. Unter den Häftlingen, die das Vernichtungslager nicht überstanden haben, waren u.a. Dr. Zdzisław Simche, der Geographe und der Tarnower Gymnasiumslehrer, Autor der Monographie „Tarnow und die Umgebung“, Dr. Emil Wider- Rechtanwalt, Maksymilian Rozenbusz- Direktor des hebräischen Gymnasiums, Jakow Szwarc- Industrielle und die anderen. Kein Jude hat Auschwitz überlebt. Der Platz vor dem Badehaus trägt heutzutage den Namen “ Platz der Auschwitzhäftlingen“. Dort befindet sich auch ein denkwürdiges Denkmal, von Otto Schier entworfen, das an diese tragischen Ereignisse erinnert.

 

Der Ghettohelden-Platz

Heute ist das der Platz der Ghettohelden, früher hieß er „Platz unter der Eiche“. Dort, wo sich der Platz mit der Wałowa-Straße kreuzt, befand sich während der Okkupationszeit das größte Ghettotor (das zweite Tor befand sich in der damaligen “ Folwarczna- Straße“, heute „Waryński- Straße“ auf der Höhe der Kreuzung mit der „Kupiecka- Straße“. Das Ghettotor war aufmerksam von den deutschen Gendarmen beschützt. Am 7. September 1939, nachdem die Okkupationszeit angefangen hatte, zäunten die Deutschen das Ghetto nicht ein. In Tarnow lebten derzeit 25.000 Tausend der jüdischen Bevölkerung. Man hat vermutet, dass diese Zahl infolge der Umsiedlungen aus den benachbarten Ortschaften zunimmt, deshalb wurde die Freizügigkeit der jüdischen Bevölkerung auf das Judenstadtviertel aus der Zeit vor dem Krieg eingeschränkt. Schließlich ist im Jahre 1942, infolge von verschiedenen Judenmordaktionen und Transport in Vernichtungslager ein riesiges Ghetto mit einer Umzäunung geschaffen worden. Das eingezäunte Ghetto war von einer Seite mit den Straßen: “ Der Platz unter der Eiche, mit der Wałowa-, und Lwowska- Straße verschlossen, von der anderen Seite mit der „Nowa,- Mickiewicz-, Starodąbrowska-, und Polna-Straße. Das Ghettogelände, das ursprünglich nach Osten bis an die Jasna-Straße reichte, war systematisch verkleinert.

 

Jüdischer Friedhof

Die Tarnower Nekropole ist der größte, der älteste und am besten erhaltene Friedhof in Südpolen. Auf der Fläche von 3,20 ha befinden sich ca. 6 Tausend Grabmäler. Die ältesten stammen aus dem 17. Jh. Auf manchen sind Polychromiespuren erhalten geblieben. Die Mehrheit besitzt reiche Symbolik und Ornamentik. Die Grabmäler sind mit hebräischen, deutschen und polnischen Inskriptionen verziert.
Der Friedhof wurde im 16. Jh. auf dem Gebiet des ehemaligen Stadtvorwerks “ Pogwizdów“ angelegt. Zum ersten Mal wurde er im Jahre 1581 erwähnt. Während der Okkupationszeit wurde er von den Deutschen verwüstet und zerstört. Vom Juni 1942 bis September 1943 diente er den Massenexekutionen an Juden aus dem Tarnower Ghetto. Nach dem Krieg 1946 hat ein Schnitzer Dawid Becker an der Stelle des Massengrabs eine gebrochene Säule aufgestellt, die aus der Ruine der Neuen Synagoge (Jubiläumssynagoge) in Tarnów kam. Die Inschrift, die darin geschnitzt wurde, kommt aus der hebräischen Sprache, aus der Dichtung von Nahman Bialik “ und die Sonne schien und schämte sich nicht …..“, die nach dem Judenpogrom in Kiszyniów in der Ukraine 1905 geschaffen wurde. Seit 1989 nahm den Friedhof in ihren Schutz der Verein für Pflege der Stadtdenkmäler der jüdischen Kultur in Tarnow. Der Friedhof wurde auch in die Sehenswürdigkeitenliste Polens eingeschrieben. Die Umzäunung wurde aufgebaut, die wildwachsenede Hecke entfernt und umgekippte Grabsteine wieder aufgestellt.

Auf dem Friedhof sind Grabsteine von Rabbinern, Richtern, Künstlern, zionistischen Aktivisten, ein Friedhofsquartier der Juden, der Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee erhalten geblieben, die während des 1.Weltkrieges im nahe gelegenen Krankenhaus gestorben sind.
Geschmiedetes Eisentor des Friedhofs befindet sich zurzeit in Holocaust Memorial Museum in Washington. Das Tor übergab der damalige polnische Präsident Lech Wałesa, während seines Aufenthalts in den USA im Jahre 1991. Dieses Tor ist ein zweites Objekt dieses Museums solcher Größe.
Der jüdische Friedhof in Tarnów ist noch tätig und wird von der Jüdischen Glaubengemeinde verwaltet.
Der Friedhof hat auch eigene Monographie der Autorschaft von Leszek Hońdo mit dem Titel „Der jüdische Friedhof in Tarnow“, die im Jahre 2002 herausgegeben wurde und einen Friedhofsführer von Adam Bartosz und Janusz Kozioł.

 

Die „Ochronek-Straße“ – hier befand sich „das Haus der Arbeiter“, das von der sozialistischen Partei “ Bund“ erbaut wurde. Ein Stück weiter gab es eine Kofferfabrik, damals das Eigentum der Gesellschaft “ Krzk& Szpiller“.

 

Die „Szancer Mühle“

Henryk Szancer (1825-1885) wurde in Żywiec geboren. Er ist über Żabno nach Tarnów gekommen. 1846 öffnete er in Tarnów eine Dampfmühle und am 24. November 1859 hat er zusammen mit seinem Geschäftspartner Wilhelm Freund eine Griesmühle in Betrieb gesetzt, die im raschen Tempo ihre Leistungsfähigkeit erhöht hat. Diese Tatsache hat einen positiven Einfluss auf die Modernisierung des Mühlengewerbes in Galizien ausgeübt. In der Szancer& Freund Gesellschaft wurden die ähnlichen Mühlen in Przemyśl, Stanisławów und Bochnia gebaut.
1865 haben sie mit vereinten Kräften die zweite Dampfmühle in Tarnów in Gang gebracht.
In den 80er Jahren des 19. Jh. hat die Tarnower Mühle achtmalig höhere Steuer als die Mühlen in Preußisch- Oberschlesien gezahlt. Diese Tatsache kann nur von dem Schwung der Investitionen der Tarnower Unternehmer zeugen.
Henryk Szancer war auch ein geehrter Wohltäter und ein Mitglied des Stadtrats. Er wurde auch mit dem Titel des Ehrenbürgers der Stadt Tarnów und von dem Kaiser selbst mit dem Franz- Joseph- Orden ausgezeichnet.
Nach seinem Tode wurde er auf dem jüdischen Friedhof in Tarnów begraben, wo es noch bis heute seinen Grabstein gibt. Das Grabmal hat eine Inskription sowohl in der hebräischen, als auch in der polnischen Sprache. Das ist wahrscheinlich die älteste Inschrift auf Polnisch auf dem jüdischen Friedhof.
Die Grabinschrift und polnisierte Rechschreibung seines Namens zeugt von der Assimilation der ganzen Familie Szancer an die polnische Kultur.

 

Die “ Sienna-Straße“ – zweistöckiges Gebäude, früher der Sitz der Tolmud Tora- Schule, heute medizinisches Lyceum.

 

Die “ Westwalewicz-Straße“ früher befand sich hier Jawne- Schule namens Baron M. Hirsch, heute befindet sich hier ein Kunstlyceum.

 

Die “ Nadbrzeżna-Straße“ hier an dieser Straße, die entlang des Bachs “ Wątok“ läuft, befand sich früher ein jüdischer ritueller Schlachthof. Hier an diesem Ort, am Tag des neuen Jahres ( Rosz Haszana) haben sich Judenscharen gesammelt, um ihre traditionellen Gebete zu verrichten und eine symbolhafte Brotkrume ins Wasser zu werfen.

 

Das Gebäude der “ Safa Berura“ Gesellschaft

Im Jahre 1923 dank den Bemühungen der seit dem 20. Jh. existierenden Jüdischen Gesellschaft der öffentlichen Volksschulen Safa Berura (reine Sprache) wurde eine öffentliche Volksschule ins Leben gerufen. Im Jahre 1927 wurde noch ein privates Koedukationsgymnasium mit dem humanistischen Profil gegründet. Das Gymnasium verfügte über eine gut ausgestattete Bibliothek mit ein paar Tausend von Bücherbänden. Der Lehrerkörper besaß mit einigen Ausnahmen volle pädagogische Qualifikationen. Das jüdische Gymnasium mit dem zionistischen Profil sollte die Jugend auf den Wiederaufbau des Israels vorbereiten und gleichzeitig gewährleistete sie eine Allgemeinbildung mit der Berücksichtigung der hebräischen Sprache, der jüdischen Ethik und der Geschichte. Die Unterrichtssprache war Polnisch, dagegen das Problemstellung des Judaismus hat man in der hebräischen Sprache vorgetragen. In dem letzten Jahr der jüdischen Bildungstätigkeit nahmen hier 243 Schüler den Unterricht.
Das Gymnasium wurde im Jahre 1939 infolge des Beschlusses der Nazibehörde geschlosse