Der Reiz kleiner Städte

Die ersten schriftlichen Überlieferungen über die Orte der Tarnower Region stammen aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts. In den erhaltenen Urkunden kommen die Eigennamen von Dörfern u.a von Tarnów, Ciężkowice, Ryglice, Lubaszowa, Tuchów und Żabno vor. Im 13. Jh. erlangte Wojnicz einen Stadtstatus und war der Sitz des Kastellans von Wojnicz, der eine der größten Kastellaneien in Polen unter den ersten Piasten verwaltete. Das 14. Jh. gehörte zu der Periode der intensiven Entwicklung – in der Tarnower Region entstanden die ersten Städte u.a Tarnów, Ciężkowice, Ryglice, Tuchów und Żabno. Die zahlreichen Privilegien, die von dem König Kazimierz Wielki verliehen wurden, sowie auch die günstige Lage an den wichtigen Handelsrouten begünstigten ihren Ausbau. Auf das Mittelalter fiel die größte Blütezeit der Ortschaften in der Tarnower Region. Durch intensiven Handelsaustausch, der sowohl im Inland als auch im Ausland stattfand, nahmen der Wohlstand und die Bedeutung der Städte der Tarnower Region zu. Das Recht die Jahrmärkte abzuhalten erhielten die nächsten Städte.

 

Als unbestrittener Leader galt der Ort Ciężkowice, der das Recht erhielt, fünf Jahrmärkte abzuhalten. Der Handel spielte in der damaligen Zeit eine große Rolle, wovon der Entschluss von Zygmunt August aus dem Jahre 1518 zeugt, der die wöchentliche Kirchweih in Zakliczyn aufgehoben hat, weil sie eine Konkurrenz für den Ort Czchów bildete. In den Städten entstanden zahlreiche Handwerkzünfte, was zur Herausbildung von bestimmten Handwerken führte. Auf diese Weise wurde Czchów das zweitgrößte Webereizentrum in Kleinpolen. Das Ende der dynamischen Entwicklung der Städte in der Tarnower Region fi el auf das 17. Jh. Dazu trugen sowohl Überfälle einer fremden Macht u.a von der schwedischen und ungarischen, sowie auch Seuchen, Krankheiten und Hungersnöten bei. Verfallene Städte haben immer noch nicht ihren alten Glanz zurückbekommen. Die schwachen Ausdrücke der Belebung wurden zuerst durch Polens Aufteilungen und dann durch die beiden Weltkriege niedergeschlagen. Erst nach 1989 haben die in freien Wahlen gewählten Selbstverwaltungsbehörden angefangen, an der Belebung dieser Städte systematisch zu arbeiten. Die Orte und Städte sind wieder für die Einwohner und Zugereiste freundlich geworden. Besonders für diese, denen sowohl die Architektur, das Klima als auch die örtliche Folklore gefällt.

 

Die ältesten Informationen über Ciężkowice befinden sich in einer Urkunde aus den Jahren 1123-1125 vom Bischof Idzi, in der das Errichten des Klosterbesitztums in Tyniec festgelegt wurde. Die Siedlung hat im Jahre 1348 ihre Stadtrechte erhalten, den so genannten Gründungsakt von dem König Kazimierz Wielki. Bis heute ist der mittelalterliche Aufbau der Stadt erhalten geblieben mit dem umfangreichen rechteckigen Marktplatz und mit den von seinen Ecken hinaus führenden Straßen. Das spezifische Klima der Stadt bilden die historischen Holz- Mauerhäuser mit Arkaden aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Diese Gebäude hatten die Kammkonstruktion mit Untermauerung und Fundamenten aus Sandstein mit Sattel- Walmdächern, mit profilierten Holzpfeilern, die charakteristische Arkaden bildeten. Das sich in der Mitte des Marktplatzes befindliche gemauerte Rathaus aus dem 19. Jh. zusammen mit dem kleinen Innenhof und dem Uhrtürmchen verleihen der Stadt einen außergewöhnlichen Reiz. Wenn man Ciężkowice besucht soll man sich auch eins der schönsten Naturreservaten „die Versteinerte Stadt” ansehen. Auf dem Gebiet von 15 ha befinden sich die zahlreichen Felsengruppen aus Sandstein, die sehr interessant durch ihre ungewöhnlichen Formen sind. Die über die Hügel verstreuten sowohl kleine als auch größere Felsenformen machen den Eindruck der Ruine der damaligen Siedlung.

 

Die erste schriftliche Erwähnung über Tuchów stammt aus dem Jahre 1105, aus einer Urkunde, in der der Papstlegat Idzi mitteilte die damalige Siedlung Tukow, der Abtei Benediktiner zu schenken. Im Jahre 1340 verlieh der König Kazimierz Wielki Tuchów die Stadtrechte. Einen bedeutenden Einfluss auf diese Entscheidung hatten die großen Einkommen aus der Salzmine in Tuchów. In der Zeit der Stadtgründung wurde der Marktplatz abgesteckt, in dessen Mitte das Rathaus errichtet wurde. Der mittelalterliche Aufbau der Stadt ist bis heute erhalten geblieben. Zur Zeit gibt es in Tuchów das größte Zentrum des Marienkults in der ganzen Tarnower Diözese. Im Redemptoristenkloster befindet sich das berühmte Bild von Mutter Gottes, das schon im Jahre 1641 als Wunderbild anerkannt wurde. Das Fest der Mutter Gottes in Tuchów, welches jährlich von hunderttausend Pilgern aus ganz Polen besucht wird, findet im Juli statt und fängt mit einer wöchentlichen Kirchweih an.

 

Zakliczyn – das Städtchen an dem Dunajecfluss, trug ursprünglich den Namen Opatkowice. Erstmals wurde es im Jahre 1215 erwähnt. Den heutigen Namen nahm die Stadt im Jahre 1558 an, als der Besitzer des nahe liegenden Melsztyn – Spytek Jordan den Ort von den Benediktinern in Tyniec übernommen hatte. Zakliczyn entstand auf dem Plan in Form einer Spindel, mit einem umfangreichen rechteckigen Marktplatz und mit den von seinen Ecken hinaus führenden Straßen. Die ursprüngliche hölzerne Bebauung der Stadt war einzigartig, von neun Strebepfeilern gestützt.

Diese Konstruktion ermöglichte die völlige Unabhängigkeit der Kammwände von dem Dachgebinde, wodurch das beliebige Gestalten von Wänden möglich war, ohne das es notwendig war, die Dachkonstruktion zu beschädigen. Drei äußere Pfeiler schufen die Arkaden, die herausragende Dachtraufen stützten. Ein Dutzend von solchen Häusern aus dem 19. Jh. ist bis heute an der Mickiewicz- und Malczewskistraße erhalten geblieben u.a. „das Haus zur Waage”, in dem sich die regionale Stube befindet. Wenn man in Zakliczyn ist, sollte man unbedingt an den traditionellen Jahrmärkten teilnehmen, die schon seit 600 Jahren immer mittwochs stattfinden.

An dem Uszwica-Fluss und dem Gorzański Bach liegt Lipnica Murowana. Die ältesten Erwähnungen stammen aus dem Jahre 1325. In den Rechnungsbüchern wurde der von dem Pfarrer von Lipnik gezahlte Peterspfenning verzeichnet. Der König Władysław Łokietek verlieh Lipnica Murowana 1326 die Stadtrechte. Bis heute ist die mittelalterliche Gründungsform der Stadt mit dem eckigen Marktplatz und den von seinen Ecken hinaus führenden Straßen erhalten geblieben. Am Marktplatz haben hölzerne Erdgeschosshäuser mit Arkaden überstanden. Die ganze Bebauung bildet eine der wertvollsten Sehenswürdigkeiten in Lipnica Murowana.

Zu den größten Schätzen des Städtchens gehört die in derselben Form erhaltene gotische Holzkirche des Heiligen Leonard. Der Legende zufolge entstand das christliche Gotteshaus schon im Jahre 1141 anstelle des heidnischen altslavischen Tempels. Seit der Zeit ihres Umbaus im 15. Jh. ist sie keinen Änderungen ausgesetzt worden außer den notwendigen Restaurierungsarbeiten. Die originelle Architektur und die kirchliche Einrichtung haben der Kirche den einzigartigen Wert verliehen, so dass sie in die Liste der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen worden ist. Lipnica ist auch berühmt für seinen jährlichen Osterpalmenwettbewerb.

Die ersten schriftlichen Erwähnungen über Czchów stammen aus den Jahren 1208-1218. Sie erschienen zum ersten Mal im Kalender des Krakauer Kapitels, wo es verzeichnet wurde, wie der Bischof Wincent Kadłubek den Zehnt aus Czchów an das Kapitel vergeben hat. Bevor Czchów seine Stadtrechte erhielt, lag die damalige Siedlung an der ungarischen Handelsroute und diente als Sitz der königlichen Zollstation. Auf die Stadtgründung nach „Neumarkter Recht” erlaubte Ende des 13. Jahrhunderts der Fürst Leszek Czarny. Im Jahre 1355 verlieh der König Kazimierz Wielki der Ortschaft das „Magdeburger Recht”. Bis heute ist die kleinstädtische Architektur mit hölzernen Arkadenhäusern aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert erhalten geblieben. In der südöstlichen Ecke des Marktplatzes befindet sich die gotische Kirche Maria Geburt aus dem Jahre 1346 mit gut erhaltenen romanischen Elementen und wertvollen Fresken „Via Crucis” Zu den größten Attraktionen in Czchów gehört bestimmt die Schlossruine aus dem 14. Jh. mit einem restaurierten Beobachtungs- und Verteidigungsturm.

 

Wojnicz der Ursprung der Stadt liegt in einer Marktsiedlung, die sich bei der Kastellanburg befand. Sie war ein wichtiges Zentrum der Kastellanmacht in der Wende vom 11. ins 12. Jh. und eine der größten unter den ersten Piasten. Die Stadtrechte verlieh der Stadt der Fürst Boleslaw Wstydliwy vor 1277. Dann wurde es von dem König Kazimierz Wielki 1349 nach Magdeburger Recht begründet. Besonders sehenswert sind Befestigungen aus der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert die so genannten „Kastellanwallen”, die in der damaligen Zeit die an dem Dunajecfluss liegende Kastellanburg schützten. Außerdem finden Beachtung: die Pfarrkirche des Heiligen Wawrzyniec mit der barocken Innenausstattung, ornamentalen und figuralen Polychromie von Jan Nevdörfer aus dem Jahre 1768, der Glockenturm der Kirche des Heiligen Wawrzyniec aus dem Jahre 1663 und die Hilfskirche des Heiligen Leonard aus dem 15. Jh.